5 Jahre Brumadinho: Protest und Diskussion: Lokale Widerstandsstrategien gegen unternehmerische Verantwortungslosigkeit

Der Dammbruch einer Eisenerzmine im brasilianischen Brumadinho im Januar 2019 tötete mehr als 270 Menschen. Der giftige Minenschlamm verseuchte große Teile des Flusses Paraopeba und damit das Trinkwasser tausender Menschen. Nur vier Monate zuvor hatte das deutsche Zertifizierungsunternehmen TÜV SÜD den Damm für stabil erklärt. Gemeinsam mit ECCHR und Misereor reichten Opferangehörige 2019 Anzeigen gegen TÜV-Süd bei der Staatsanwaltschaft München ein. Seit bereits 5 Jahren prüft die Staatsanwaltschaft die Sachlage. Ob es zur Anklage kommen wird, ist ungewiss.
In dieser Diskussionsveranstaltung werden die Podiumsteilnehmer*innen über die verheerenden Folgen von Bergbauaktivitäten in ihrer Region und Widerstandsstrategien, die laufenden juristischen Verfahren zur Zurechenschaftsziehung der für den Dammbruch Verantwortlichen sowie ihre Perspektiven über unternehmerische Sorgfaltspflichten in internationalen Lieferketten berichten.
Podiumsdiskussion mit Gästen aus Brasilien:
Josiane Melo und Nayara Ferreira · Direktion von AVABRUM (Verein der Opferangehörigen)
Danilo Chammas · Instituto Cordilheira
Constantin Bittner · Freier Berater für Rohstoffpolitik
Moderation: Biancka Arruda Miranda, KoBra e.V. und Öku-Büro München e.V.
Die Veranstaltung findet statt in Kooperation mit:
Assosiação dos familiares dos vítimas e atingidos pelo rompimento da barragem mina córrego do feijão (AVABRUM), European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V., Instituto Cordilheira, Kooperation Brasilien (KoBra), MISEREOR, Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit

Hintergrundinformationen zum Dammbruch von Brumadinho
Am 25. Januar 2019 brach der Damm eines Rückhaltebeckens für Minenschlämme in der Eisenerzmine Córrego do Feijão im Landkreis Brumadinho, Bundesstaat Minas Gerais. Die Mine ist Teil des Bergbaukomplexes Paraopeba, der dem Bergbaukonzern Vale S. A. gehört. Der aus ca. 12 Mio. Kubikmeter Schlamm bestehenden Welle fielen 272 Personen zum Opfer, darunter Minenarbeiter* innen und Anwohner*innen. Die schwermetallhaltigen Schlämmeverseuchten auch das fruchtbare Flusstal des Rio Paraopeba. Obwohl die Gefahren des Dammbruchs bekannt waren, unternahmen weder die verantwortlichen Unternehmen noch die Behörden etwas, um das Unglück zu verhindern.
Im Fall Brumadinho war auch die brasilianische Tochterfirma des deutschen Zertifizierungsunternehmens TÜV-Süd involviert: Der TÜV-Süd Brasilien hatte im September 2018 die Sicherheit des Dammes bescheinigt.
Im Oktober 2019 reichten Opferangehörigen sowie das European Center for Human and Constitutional Rights (ECCHR) und Misereor eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft München gegen einen TÜV-Süd Mitarbeiter sowie eine Ordnungswidrigkeitenanzeige gegen das Unternehmen ein. Die Staatsanwaltschaft eröffnete Ermittlungen, ob es tatsächlich zu einer Anklage kommen wird, ist derzeit noch ungewiss.